Schule Beckenried

«Wenn wir auf Missstände hinwiesen, wurde uns mit der Kündigung gedroht»

Matthias Oetterli, 14. Juli 2020, 21:47 Uhr

Quelle: tele1

«An der Schule Beckenried herrscht zum Teil ein Klima der Angst», sagt Sonja G.*, die mehrere Jahre an der Schule in Beckenried gearbeitet hat. Die möglichen Tätlichkeiten seien nur «die Spitze des Eisbergs». Sie erzählt, dass Drohungen, Mobbing und Manipulation in Beckenried zum Alltag gehören.

Wir sitzen im Garten der Wohnung von Sonja G. in einer Seegemeinde im Kanton Nidwalden. Die Vorwürfe, die sie erhebt, wiegen schwer. Es sind neue Vorwürfe. Wegen Tätlichkeiten gegen Schüler hatte der Gemeinderat von Beckenried gestern eine Strafanzeige gegen eine Lehrerin eingereicht. Ausserdem soll eine externe Fachperson die Vorfälle untersuchen. Sonja G. erzählt aber auch, dass es an der Schule systematische Verhaltensmuster wie aktive Manipulation, Schikanen, Verleumdungen, falsche Tatsachenbehauptungen und vieles mehr gebe – seitens der Schulleitung und auch zum Teil vom Team.

«Anstatt den Fokus auf die Fakten zu richten und denen fundiert nachzugehen, wird bewusst verschleiert.» Ihr und anderen Lehrpersonen sei es passiert, dass ihnen immer wieder mit der Kündigung gedroht wurde, wenn sie auf die Missstände hinwiesen.

«Es wird gemobbt»

«Meine Erfahrungen als Mutter und als Lehrperson waren so, dass wenn man sich gegen Ungerechtigkeiten oder Missstände wehrt, die ganze Familie mit Repressalien konfrontiert ist. Es wird gemobbt.» Sonja G. wurde sogar einmal von der Schule zu einem Gespräch eingeladen, nachdem sie sich als Mutter für ihre Tochter eingesetzt hatte. «Ich habe darauf beharrt, dass ich als Mutter vor Ort bin und nicht als Angestellte. Das müsse man trennen.» Trotzdem habe man ihr damit gedroht, das Arbeitsverhältnis aufzulösen. «Ausserdem drohte man mir auch, dass mein Kind im Nachbarsort in die Schule muss, wenn ich mein Verhalten nicht ändere.» Diese Druckmittel seien immer wieder angewendet worden, erzählt Sonja G.

Bewusste Manipulation von Eltern

Sonja G. schildert, wie sie als Lehrperson sogar von ihren Vorgesetzten angewiesen wurde, Eltern zu manipulieren. «Um eine Klasse anhand kleiner Schülerzahlen nicht schliessen zu müssen, haben wir für die Übertrittsgespräche Anweisungen erhalten: Elterngespräche mussten so geführt werden, dass Eltern ihr Einverständnis für eine Repetition des Schuljahres gaben oder trotz Mühen des Kindes, es in die nächste Klasse einzuteilen.»

Dieses Schema ziehe sich durch die meisten Gespräche, wenn es um Konflikte gehe. «Man gibt den Eltern das Gefühl, dass man das Anliegen ernst nimmt, aber es ist im Voraus beschlossene Sache, wie das Gespräch ausgeht.»

Externe Untersuchung soll auch neue Vorwürfe klären

Der Gemeindepräsident von Beckenried nimmt auch zu den jüngsten Vorwürfen Stellung. Im Interview mit PilatusToday und Tele 1 sagt er: «Auch bei den Mobbing-Vorwürfen hat sich der Gemeinderat ganz klar entschieden, dass die externe Fachperson alles durchleuchten soll. Die Schulleitung und die Schulkommission sollen kritisch hinterfragt werden.» Käslin fordert eine saubere Aufklärung der Situation. Aktuell seien aber keine weiteren Freistellungen geplant. Es sei wichtig, dass die externe Fachperson nun ihre Arbeit machen kann.

Wie lange eine solche externe Untersuchung dauern wird, kann nicht gesagt werden. Käslin hält klar fest: «Das wird seine Zeit dauern. Ich möchte mich nicht auf Spekulationen rauslassen.»

«Ich war wirtschaftlich unter Druck»

Lehrerin Sonja G. war mehrere Jahre an der Schule in Beckenried tätig – trotz der geschilderten Erlebnisse. Sie sei wirtschaftlich unter Druck gewesen. «Ich bin aber auch wegen meinen Kindern geblieben, die dort zur Schule gingen. So bekam ich jeweils mit, welche Mechanismen gerade angewendet wurden und ich konnte darauf reagieren. Hätte ich nicht dort gearbeitet, hätte ich die intriganten Ränkespiele und die Tragweite ihres Einflusses nicht mitbekommen.»

*Name von der Redaktion geändert

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 15. Juli 2020 06:24
aktualisiert: 15. Juli 2020 06:24