Spiel gegen St.Gallen

«Schwanz einziehen» geht nicht: FCL-Fanaufmarsch soll Konsequenzen haben

3. April 2024, 14:48 Uhr

Quelle: Tele 1

Rund 800 FCL-Anhänger sind am Ostermontag ans Auswärtsspiel nach St.Gallen gereist. Die Polizei öffnete deshalb aus Sicherheitsgründen den eigentlich gesperrten Gästesektor – nur so sei eine Fantrennung gewährleistet gewesen. Die Vorkommnisse wecken erneut Zweifel am Kaskadenmodell und befeuern die Diskussion um zielführende Massnahmen gegen Fangewalt.

«Das Katz-und-Mausspiel geht weiter. Ich glaube, gestern sah man, dass das Kaskadenmodell nicht funktioniert», sagt der Luzerner Mitte-Kantonsparlamentarier Adrian Nussbaum gegenüber PilatusToday und Tele 1. Er hat unlängst eine Initiative gegen Fangewalt lanciert.

Beim Kaskadenmodell, welches auf nächste Saison eingeführt werden soll, sind auch Sektorensperrungen vorgesehen – ein gleiches Szenario also, welches die FCL-Fans in St.Gallen eigentlich erwartet hätte – und sie erst recht anlockte.

Nussbaum steht mit dieser Meinung nicht allein da. Auch die Fans und die Klubs äusserten ihre Zweifel am Modell.

«Man muss die Fans aus der Anonymität holen»

Der Luzerner Mitte-Politiker geht noch einen Schritt weiter. Er will das Kaskadenmodell begraben und setzt dafür auf Identitätskontrollen. «Man muss die Fans aus der Anonymität holen und wissen, wer im Stadion ist», sagt Nussbaum weiter. Zudem sollte man mit den Fans und den Vereinen ein verlässliches An- und Rückreisekonzept vereinbaren.

Verzockten sich die Behörden?

Geschlossener Gästesektor, FCL-Fans maximal in 10er-Gruppen, kein Fan-Zug und ein Verbot von Fahnen und Megafon im Stadion. Mit all diesen Massnahmen versuchte man aus Sicht der St.Galler Polizei die ungebetenen Fans des FC Luzern von einem Besuch im St.Galler Kybunpark abzuhalten. Gekommen sind schlussendlich 800 blau-weisse Anhänger – ausgestattet mit gültigem Matchtickets aus anderen Sektoren.

Das gleich derart viele Fans des FC Luzern beim Bahnhof St.Gallen-Winkeln aus dem Zug stiegen, hat die Stadtpolizei überrascht. Sie schreibt: «Es zeigte sich zum wiederholten Male, dass eine Sperrung des Gästesektors in einem ausverkauften Stadion diverse Herausforderungen in Bezug auf die Sicherheit mit sich bringt und zukünftig weitere Massnahmen nötig sind.» So sah sich die Polizei kurzerhand gezwungen, den Gästesektor für die Fans des FCL doch noch freizugeben. Dies, um zu verhindern, dass sich die Gäste aus der Zentralschweiz unter anderem im naheliegenden Familiensektor einnisten.

Reisten trotz Verbot in Scharen an: Die Fans des FC Luzern.

© KEYSTONE/Stringer

Über den Verlauf am Montagabend im Kybunpark ist die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektionen (KKJPD) wenig erfreut. Sie schreibt auf Anfrage von PilatusToday und Tele 1: «Wir bedauern dies und gehen davon aus, dass weitere Massnahmen folgen werden.» Welche Massnahmen damit gemeint sind, wird im Verlauf der nächsten Tage besprochen.

«Solidarisierung der Fanszene spürbar»

Wegen des geschlossenen Gästesektors haben sich die FCL-Fans Tickets in den anderen Sektoren gekauft und sind so die Massnahme umgangen: «Die Erfahrungen der letzten Monate haben gezeigt, dass Kollektivstrafen weder zielführend sind, noch zu einer Beruhigung der Situation an Spieltagen führen - im Gegenteil», schreibt Fabian Achermann von der Fanarbeit Luzern zur Situation am vergangenen Montagabend im Kybunpark.

Für Mitte-Politiker Adrian Nussbaum ist klar: «Eine ID vor dem Fussballspiel zu zeigen, wäre kein grosser Aufwand.» Ebenfalls ist er sich sicher, dass man so mit einem geringen Aufwand Vieles bewirken könnte: «Ich bin überzeugt, dass dies Besserung bringen würde.»

Eins ist allerdings klar: Es ist eine weitere politische Debatte, bei der Einigung in weiter Ferne liegt.

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Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 2. April 2024 18:20
aktualisiert: 3. April 2024 14:48