Zentralschweizer App

Männer kaufen sich zu Valentinstag eine temporäre Freundin

Vanessa Zemp, 14. Februar 2024, 18:51 Uhr
Offene Beziehungen und Freundschaft Plus liegen im Trend. Auf Romantik, Aufmerksamkeit oder Zuneigung verzichten, wollen viele Männer aber trotzdem nicht. Am Tag der Liebe steigt die Zahl an gebuchten Escort-Diensten. Wir haben bei einem Zentralschweizer Anbieter nachgefragt.

Mit wenigen Klicks eine Traumfrau buchen scheint heutzutage dank diversen Dating-Plattformen kein Problem zu sein. Körbchengrösse, Alter oder Haarfarbe – all das können sich Interessierte auf Onlineplattformen für einige Stunden gegen Geld aussuchen.

Die Anzahl an Buchungen für Escort-Dienstleistungen steigt am Valentinstag.

War die Nachfrage auf der Datingplattform «Titt4Tat» vergangene Woche noch überschaubar, schnellt die Zahl an gebuchten Escort-Dienstleistungen am Valentinstag in die Höhe. «Am Mittwochnachmittag hatten wir schweizweit bereits über 70 Buchungen», so Konrad B., Co-Founder der Zuger Dating-Plattform. Zum Vergleich, während der Fasnacht waren es schweizweit um die 15 Buchungen pro Tag. «Es scheint, als ob sich am Tag der Liebe viele nach Zuneigung sehnen.»

Vielen Kundinnen und Kunden ginge es am Valentinstag aber nicht um eine «schnelle Nummer». Beliebt seien Dates, in denen die Anbieterinnen ihren Kunden während einigen Stunden eine romantische oder sexuelle Beziehung vorspielen. Nachmittagsspaziergänge, ein gemeinsames Dinner sowie Umarmungen und Küsse – ohne sexuelle Handlungen – seien ebenfalls Teil des Services. Wenn vereinbart, komme es auch zu sexuellen Interaktionen.

Aus einem Zeitungsartikel wird eine Geschäftsidee

Seit einem Jahr ist die Plattform nun auf dem Markt. Über 11'000 User benützen sie. Entstanden sei die Geschäftsidee von Konrad B. und seiner Frau während der Corona-Pandemie. Ein Zeitungsartikel habe den beiden die Augen geöffnet. Es ging um Bordelle, Swingerclubs und Erotik-Betriebe, die ihre Türen wegen der Corona-Massnahmen schliessen mussten.

«Sexarbeitende wurden in ihrer Existenz bedroht.» Viele hätten ihre Mieten nicht mehr bezahlen können, erhielten keine Sozialhilfe, deckten sich mit Essensmarken ein oder durften aufgrund des Lockdowns nicht mehr in ihre Heimat. «Obwohl wir mit Prostitutionsleistungen noch keinerlei Erfahrungen machten, wollten wir diese Menschen unterstützen», so B.. Das Paar will anonym bleiben, da es Kinder hat, die noch zur Schule gehen.

Auf die Frage, was ihre Onlineplattform von Prostitution auf der Strasse unterscheidet, erwähnt Konrad B. die Sicherheit. Sexarbeiterinnen auf dem Strassenstrich erleben immer wieder Gewalt. «Die Frauen können auf der App selber entscheiden, welche Dienstleistungen sie anbieten wollen.» Wer eine Dienstleistung buchen möchte, muss sich unter anderem mit Kreditkartenangaben auf der Onlineplattform registrieren. Kunden seien so rückverfolgbar. «Zudem erhalten beide Parteien nach erfolgter Dienstleistung eine Bewertung.»

Etwa die Hälfte seien professionelle Prostituierte

Ungefähr die Hälfe der Anbieterinnen seien professionelle Prostituierte, die so ihr Geld verdienen, für die anderen sei es ein Nebenerwerb. Ein grosser Teil sei aus dem Ausland, rund 30 Prozent aus der Schweiz. Es komme gelegentlich vor, dass Anbieterinnen oder Kunden nicht an den vereinbarten Terminen auftauchten. Zu schwerwiegenden Zwischenfällen sei es im ersten Jahr, seit der Inbetriebnahme, nicht gekommen.

Eine der aktiven Damen auf der Onlineplattform ist die 21-jährige Escort Mia May aus Zug. Zum Thema Sicherheit äusserte sie sich kürzlich gegenüber 20 Minuten, als sie in Davos für Dienstleistungen unterwegs war. «Je nach Kunde dauert eine Buchung zwischen vier und zwölf Stunden», so May gegenüber dem Onlineportal. Kostenpunkt bei letzterem: rund 2000 Franken. Etwa 200 Franken würden vorab fällig, der Rest vor Ort.

Sie schätzt es, dass man auf der Onlineplattform zunächst in einen zivilisierten Kontakt tritt. Nach der Kontaktaufnahme via WhatsApp erfolgt das Kennenlernen und schliesslich die Vereinbarung des Treffens. Um ihre persönliche Sicherheit sorgt sie sich kaum. «Diese ist stets gewährleistet und im Notfall greifen etwaige Protokolle.»

Zum Klub der glücklich Verliebten gehören

Während einiger Stunden eine romantische oder sexuelle Beziehung vorzuspielen. Das scheint in Zeiten von trendigen Beziehungsmodellen und fehlender Bereitschaft, sich einem Partner gegenüber langfristig zu verpflichten, also eine beliebte Dienstleistung zu sein. Besonders am Valentinstag sei Einsamkeit merkbarer als sonst. «Der Wunsch, auch zum Klub der glücklich Verliebten zu gehören, ist dabei ganz natürlich», so Konrad B.. Er rechnet damit, dass die 70 Buchungen vom Mittwochnachmittag bis zum heutigen Abend noch weiter ansteigen werden.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 14. Februar 2024 18:51
aktualisiert: 14. Februar 2024 18:51